Manon ist eine Oper in fünf Akten von Jules Massenet mit einem französischen Libretto von Henri Meilhac und Philippe Gille, das auf dem Roman L’Histoire du chevalier des Grieux et de Manon Lescaut (1731) von Abbé Prévost basiert. Die Uraufführung fand am 19. Januar 1884 an der Opéra-Comique in Paris statt und machte Massenet schlagartig berühmt.
Figuren und ihre Stimmlagen:
Manon Lescaut: Sopran – Eine junge, schöne Frau, die zwischen Liebe, Luxus und Vergnügen hin- und hergerissen ist.
Chevalier Des Grieux: Tenor – Ein leidenschaftlicher junger Adliger, der sich unsterblich in Manon verliebt.
Lescaut: Bariton – Manons Cousin, der sie nach Paris begleitet und eigene Vorteile sucht.
Comte Des Grieux: Bass – Des Grieux’ strenger Vater, der die Liaison seines Sohnes mit Manon missbilligt.
Guillot de Morfontaine: Tenor – Ein reicher Lebemann, der Manon begehrt.
De Brétigny: Bariton – Ein einflussreicher Höfling, der Manon mit Luxus lockt.
Poussette, Javotte, Rosette: Soprane/Mezzosoprane – Drei Pariser Grisetten, Freundinnen Manons.
Handlung (Zusammenfassung):
Erster Akt:
Am Posthof von Amiens trifft der junge Des Grieux auf die bildschöne Manon, die auf dem Weg ins Kloster ist. Die beiden verlieben sich sofort ineinander. Angesichts der Intrigen von Guillot und auf Drängen Manons fliehen Des Grieux und sie noch in derselben Nacht gemeinsam nach Paris.
Zweiter Akt:
In ihrer einfachen Pariser Wohnung genießen Manon und Des Grieux ihre Liebe. Doch sie sind mittellos. De Brétignyund Lescaut überreden Manon, Des Grieux zu verlassen, um ein luxuriöses Leben an der Seite von De Brétigny zu führen. Als Des Grieux’ Vater ihn finden lässt und entführen lässt, ist der Weg frei: Manon entscheidet sich für Reichtum.
Dritter Akt:
In einem prachtvollen Salon am Cours-la-Reine ist Manon nun die gefeierte Schönheit. Sie begegnet Des Grieux, der von seinem Vater zum Priesteramt bestimmt wurde und im Seminar von Saint-Sulpice lebt. Dort sucht Manon ihn auf und verführt ihn mit der berühmten Arie „N’est-ce plus ma main“, sodass er ihr erneut verfällt.
Vierter Akt:
Manon und Des Grieux versuchen ihr Glück im Glücksspiel. Doch als Des Grieux beim Kartenspiel betrügt, werden beide verhaftet. Der Comte Des Grieux erscheint und erreicht die Freilassung seines Sohnes, doch Manon wird wegen Unmoral zur Deportation nach Amerika verurteilt.
Fünfter Akt:
In der Nähe des Hafens, auf einer trostlosen Straße, liegt Manon todkrank und von Erschöpfung gezeichnet. Des Grieux eilt zu ihr. Die beiden erinnern sich an ihre glücklichen Tage und gestehen sich ihre ungebrochene Liebe. Manon stirbt in seinen Armen, während Des Grieux verzweifelt um sie trauert.
Historische Einordnung:
"Manon" gilt als eine der bedeutendsten französischen Opern und als Inbegriff der Opéra lyrique – der französischen Operntradition, die Melodie, Gefühl und Dramatik verbindet. Sie erzählt von der tragischen Macht von Liebe, Leidenschaft, Luxus und gesellschaftlichem Aufstieg, die Manon zwischen Unschuld und Verderbnis hin- und herreißen.
Musikalisch enthält die Oper zahlreiche Glanznummern, darunter:
„Je suis encore tout étourdie“ – Manons junges, unbeschwertes Auftreten.
„En fermant les yeux“ – Des Grieux’ romantischer Traum von einem einfachen Leben mit Manon.
„Adieu, notre petite table“ – Manons berührendes Lebewohl an ihre gemeinsame Zeit mit Des Grieux.
„N’est-ce plus ma main“ – das leidenschaftliche Wiedersehen in Saint-Sulpice.
Mit ihrer Mischung aus Pariser Eleganz, lyrischem Charme und tragischer Intensität gehört Manon bis heute zu den beliebtesten französischen Opern und ist ein Meisterwerk der Spätromantik, das Sängerinnen und Sänger vor große stimmliche und darstellerische Herausforderungen stellt.