Arabella ist eine lyrische Komödie (Lyrische Komödie in drei Aufzügen) von Richard Strauss mit einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Die Uraufführung fand am 1. Juli 1933 an der Sächsischen Staatsoper in Dresden statt – unter der musikalischen Leitung von Clemens Krauss. Es war die letzte gemeinsame Oper des berühmten Duos Strauss–Hofmannsthal, da Hofmannsthal kurz nach Vollendung des Librettos starb.
Figuren und ihre Stimmlagen:
Arabella: Sopran – Die schöne, kluge Tochter der Grafenfamilie Waldner, auf der Suche nach der „richtigen“ Liebe.
Mandryka: Bariton – Ein wohlhabender kroatischer Gutsbesitzer, der sich in Arabella verliebt und um ihre Hand anhält.
Zdenka (Zdenko): Sopran – Arabellas jüngere Schwester, die als Junge aufgezogen wird, weil die Familie sich keine zwei heiratsfähigen Töchter leisten kann.
Matteo: Tenor – Ein junger Leutnant, in Arabella verliebt, tatsächlich aber von Zdenka heimlich geliebt.
Graf Waldner: Bass – Arabellas Vater, ein verarmter Adliger, der durch eine vorteilhafte Heirat seiner Tochter seine Finanzen retten will.
Adelaide: Mezzosopran – Arabellas exzentrische Mutter.
Die drei „Eleganten“: Sopran/Mezzosopran – Wiener Damen der Gesellschaft.
Graf Elemer, Graf Dominik, Graf Lamoral: Tenöre/Baritone – Drei Verehrer Arabellas.
Handlung (Zusammenfassung):
Erster Akt:
In einem Wiener Hotel residiert die verarmte Adelsfamilie Waldner. Vater Waldner hofft, durch eine standesgemäße Heirat seiner Tochter Arabella mit einem reichen Bräutigam seine Finanzen zu retten. Arabella ist jedoch wählerisch – sie glaubt an die große Liebe, „den Richtigen“, den sie noch nicht gefunden hat.
Zdenka, ihre jüngere Schwester, muss sich aus Geldnot als Junge („Zdenko“) ausgeben. Sie ist heimlich in Matteoverliebt, einen Offizier, der seinerseits Arabella nachstellt. Um ihn zu trösten, schreibt Zdenka ihm unter Arabellas Namen Liebesbriefe.
Ein Brief vom reichen Mandryka, dem Neffen eines alten Freundes Waldners, kündigt dessen Ankunft an. Mandryka ist fasziniert von Arabellas Bild und bittet um ihre Hand.
Zweiter Akt:
Bei einem festlichen Ball lernt Arabella Mandryka persönlich kennen. Er ist rau, aber aufrichtig, und Arabella erkennt in ihm den „Richtigen“. Sie stimmt der Verbindung zu – unter der Bedingung, dass sie sich am nächsten Tag von allen bisherigen Verehrern verabschieden darf.
Doch es kommt zu Verwirrung: Mandryka hört zufällig ein Gespräch mit, das ihn glauben lässt, Arabella hätte sich doch mit Matteo getroffen. In Wirklichkeit war es Zdenka, die sich in Arabellas Kleid geschlichen hat, um endlich mit Matteo zusammen zu sein. Mandryka ist tief gekränkt.
Dritter Akt:
Am nächsten Morgen wird das Missverständnis aufgeklärt. Zdenka gibt sich als Frau zu erkennen und bittet um Verzeihung – auch Matteo ist erschüttert, erkennt aber ihre Liebe an. Mandryka und Arabella finden wieder zueinander.
In einer symbolischen Geste reicht Arabella Mandryka ein Glas Wasser – ein Zeichen der Verlobung und des Vertrauens. Die Oper endet mit einer versöhnlichen, ruhigen Stimmung.
Historische Einordnung:
"Arabella" ist eine Oper der späten Strauss-Phase, entstanden im Übergang zwischen Spätromantik und Moderne. Sie vereint die feine Charakterzeichnung und Ironie einer Wiener Gesellschaftskomödie mit der melodischen Eleganzund orchestralen Farbigkeit, die Strauss meisterhaft beherrschte.
Die Oper steht in der Tradition von „Der Rosenkavalier“, wirkt jedoch kühler, psychologisch intimer und von melancholischer Nostalgie durchzogen. Sie reflektiert Themen wie:
Identität und Rollenbilder (Zdenka als Frau im Männergewand),
Die Suche nach echter Liebe,
Verfall des Adels,
Tradition vs. Moderne in einer sich verändernden Welt.
Musikalisch enthält die Oper keine „Hits“ im populären Sinn, aber groß angelegte Arien, hoch emotionale Duette und ein fein differenziertes Orchester. Besonders bewegend ist Arabellas Schlussmonolog und ihre Szene mit Mandryka im dritten Akt.
Fazit:
„Arabella“ ist ein spätes Meisterwerk der Wiener Opernkultur – ein Stück voller feiner Ironie, leiser Tragik und großer emotionaler Tiefe, das sowohl Strauss-Liebhaber als auch Kenner psychologisch nuancierter Opern anspricht.